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10 Tipps, wie Sie eine Trauerrede garantiert versemmeln…

Immer wieder höre ich von Trauergästen, mit denen ich mich nach der Trauerfeier underhalte, dass sie mit anderen RednerInnen schlechte Erfahrungen machen mussten. „Unpersönlich“, „langweilig“, „oberflächlich“, „trostlos“, diese Worte fielen immer wieder…

Und aus all dem, was ich von diesen enttäuschten Menschen hörte, habe ich mit dem Stilmittel der Übertreibung diese 10 Tipps zusammengeschrieben, wie man eine Trauerrede misslingen lässt. Niemand schreibt absichtlich eine solche Rede – aber das ist immer nur eine Erklärung – niemals eine Entschuldigung. Denn für den letzten Abschied gibt es keine zweite Chance…

Also, viel Spaß beim Lesen…

1. Beginnen Sie unbedingt mit einem Gedicht! Mindestens drei Verse, gerne noch länger. Am besten den guten alten Henry Scott Holland und sein „Der Tod ist nichts…“ bemühen, dann kippen Ihnen die Trauergäste schon in der ersten Minute komatös vom Stuhl… 

2. Erklären Sie „Wir sind hier um Abschied zu nehmen….“ Denn das wußten die Trauergäste garantiert noch nicht und sind dann ganz erfreut zu erfahren, wieso sie in der kalten Aussegnungshalle hocken statt irgendwo anders schön spazieren zu gehen.

3. Er klären Sie Ihren Trauergästen, in welcher Beziehung sie zu dem Verstorbenen standen. „Er war Ihnen Ehemann, Bruder, Schwager, Freund, Kollege….“ oder weiß der Geier was. Die Trauergäste werden Ihnen ewig dankbar sein, denn bisher war denen sicher auch noch nicht klar, wer da in Urne oder Sarg liegt…

4. Nennen Sie immer den vollen Namen des Verstorbenen, mit Anrede. „Wir trauern um Herrn Andreas Meier“. Und dann immer wieder „Herr Andreas Meier“. Und sollte er einen akademischen Grad gehabt haben, bitte unbedingt mit erwähnen. „Herr Doktor Andreas Maier“, schließlich war er ja wer… Der genaue Doktortitel muss nicht sein, denn „Herr Dr. ret. nat. Andreas Meier“ wäre ja nun wirklich völlig übertrieben….

Freunde und Familie haben ihn immer nur „Andi“ genannt? Egal, Ordnung muss sein!

5. Sie können Herrn Andreas Meier der Abwechslung halber natürlich auch immer mal wieder „unser lieber Verstorbener“ nennen. Klingt schön pathetisch, schmalzig und aus der Zeit gefallen, da stehen die Trauergäste bestimmt drauf…

6. Beschreiben Sie seinen Lebenslauf mit exakten Daten. „Geboren als Andreas Erwin Paul Maier am 1. Februar 1948 im Kreiskrankenhaus Wuppertal-Elberfeld, als einziges Kind von Karl Friedrich Alexander Meier und seiner Gattin Alma Wilhelmine Berta Maier geborene Piesepampel.“ Sollte Herr Andreas Meier noch Geschwister gehabt haben, dann unbedingt auch noch die mit allen Vornamen und zumindest Geburtsjahr aufzählen… Genaues Geburtsdatum muss nicht sein, wir wollen ja nicht übertreiben…

„Am 7. September 1951 kam er in den katholischen Kindergarten Elberfeld in die Marienkäfergruppe, am 13. August 1954 wurde er in die Klasse 1 a der Hindenburg-Grundschule in der Zechenstraße eingeschult am 15. August 1958 wechselte er in die 5c der Mittelschule Wuppertal…. „und so weiter und und so weiter. 

Bis Sie an seinem Todestag angekommen sind haben Sie damit mindestens ¾ Ihrer Redezeit korrekt genutzt und müssen sich nicht mehr allzu viele Gedanken machen, was Sie sonst noch schreiben könnten. Und niemand kann Ihnen später vorwerfen, nicht gründlich genug gewesen zu sein…

7. Bitte bleiben Sie dagegen bei den Erlebnissen von Herrn Andreas Meiers Leben immer schön an der Oberfläche. Zu mehr ist ja eh keine Zeit mehr und man soll ja nicht zuviel Privates ausplaudern…

Also ungefähr so: „Herr Andreas Meier liebte seine Frau Ilse, hat gern gegessen, mochte Gartenarbeit, fuhr jedes Jahr in Urlaub, gehörte mehreren Vereinen an, bekam 4 Kinder und 5 Enkel“ und so weiter.

Und wen interessiert schon, wie er seine Ilse kennenlernte, wohin die Urlaube gingen, was er dort erlebt hat, welche Blumen in seinem Garten am schönsten blühten, worüber er sich totlachen konnte und was er seinen Kindern und Enkeln bedeutete…? Halten Sie sich streng an die einfach Formel „Inhaltlicher Tiefgang der Rede = Tiefgang einer Luftmatratze“.

8. Benutzen Sie so oft wie möglich Begriffe wie „er war gern auf Schusters Rappen unterwegs und trat auf seinem Drahtesel kräftig in die Pedale“, „unter dem Geläut der Hochzeitsglocken reichten Herr Andreas Maier und seine Verlobte Ilse sich die Hände zum Ja-Wort“, oder kurz „tauschten sie die Ringe“, „erblickten der Stammhalter und zwei Jahre später das Töchterlein das Licht der Welt“ und so weiter und so weiter. Diese eh schon plattgetreten Beschreibungen dürfen in der Rede gern noch platter getreten werden.

9. Herr Andreas Meier ist selbstverständlich nicht „gestorben“ und es kam auch nicht „der Tod“. Igitt, wie profan! Nein, er ist selbstverständlich „verblichen“, „entschlafen“, „gegangen“ oder „begleitete ihn Schlafes Bruder in die Ewigkeit“. Und natürlich ist Herr Andreas Meier immer der „teure Verstorbene“.

10. Und am Schluss auf keinen Fall nochmal erwähnen, dass Herr Andreas Meier gestorben ist, denn das haben die Trauergäste während Ihre Rede natürlich schon wieder vergessen und wenn Sie nochmal daran erinnern werden die ganz traurig…

Am besten sagen Sie am Grab nur noch „Herr Andreas Meier ruhe in Frieden“, murmeln noch ein „Ihnen alles Gute!“ in Richtung der Trauergäste und verdünnisieren sich dann ganz schnell. Sollen die Trauergäste doch selber schauen, wie sie damit klar kommen, dass „Andi“ tot ist, Sie arbeiten schließlich nicht in der Seelsorge…

Wenn Sie diese zehn Tipps beherzigen, sorgen Sie dafür, dass Sie und Ihre Rede für immer und ewig in den Köpfen Ihrer Zuhörer bleiben…

Sie finden meine Tipps bescheuert, pietätlos und für eine gelungene Rede völlig ungeeignet? Dann scheinen Sie besser zu sein als viele, viele RednerInnen, die Abschiede derart versemmeln, dass die Angehörigen zwar irgendwann den Tod der Verstorbenen in ihr Leben integrieren können, aber mit der fürchterlichen Rede ein Leben lang hadern… 

Wenn Sie aber Elemente wiedererkennen, die Sie schon verwendet haben und sich eh schon länger fragen „Wie könnte ich das denn besser machen?“ dann bin ich gern an Ihrer Seite. Ich schule Sie, wie Sie lebendige, wertschätzende, interessante und damit tröstliche Reden schreiben. 

Reden, die den Trauergästen helfen, auf ihrem Trauerweg einen wichtigen Schritt weitergehen zu können. Reden, mit denen Sie sich den Ruf erarbeiten „Von dieser Rednerin, von diesem Redner soll meine Mama, mein Papa (oder wer auch immer) auch mal verabschiedet werden!“. 

Denn dann gestalten Sie Trauerfeiern, nach denen die Trauergäste Sie ansprechen und sagen „Ich brauche unbedingt eine Visitenkarte von Ihnen. So eine Rede habe ich ja noch nie gehört, das war unglaublich schön und tröstlich!“ 

Neugierig geworden? Dann rufen Sie mich an (0175 – 466 44 48) oder mailen Sie mir kontakt@kreativ-trauerreden-schreiben.de

Ich freue mich auf Sie!

Ihre Franziska Lüttich

Noch’n Gedicht…

…oder doch bitte nicht!

Wer mich kennt, der weiß, dass so gut wie nie Gedichte oder Sinnsprüche in meinen Reden verwende. Ich halte sie für reine Zeitverschwendung, aber sie erfreuen sich in Trauerrednerkreisen noch immer größter Beliebtheit. Es scheint sogar, als würde es ohne Gedicht gar nicht gehen….

Ich kriege grüne Haare, wenn mal wieder ein bereits völlig abgelutschtes Gedicht irgendeines längst verblichenen Worthelden eine Trauerrede aufwerten soll. Leute, wir haben maximal 20 Minuten reine Redezeit – und schon die reichen nur für einen groben Rückblick auf das Leben eines verstorbenen Menschen!

Ich bin auch nicht die Einzige, die keine Gedichte verwendet, aber ich dachte mir heute, ich frag doch mal die KI, was die so denkt über pseudophilosophisches Geschwurbel in Abschiedsfeiern. Ich frage die KI momentan spaßeshalber alles möglich und meistens ist es „na ja“…

Aber die Antwort, die ich jetzt bekam, die war der Knaller. Aufgabenstellung an Frau oder Herr KI war:
4 Gründe, warum Gedichte in einer Trauerrede langweilig sind“

Und die folgenden Sätze standen nach ca. 10 Sekunden wortwörtlich so da, ich hab nix verändert. Und ich hätte den Bildschirm knutschen können!!!

  1. Es ist schwierig, sich inmitten von Tränen und Taschentüchern auf die komplexe Metaphorik und rhythmischen Versmaße eines Gedichts zu konzentrieren. Es ist eher wie ein Versuch, Sudoku in einem Achterbahnwagen zu lösen.

  2. Wenn wir ehrlich sind, sind die meisten von uns bei Trauerreden nicht wirklich in der Stimmung für literarische Genüsse. Wir suchen eher nach Trost, Gemeinschaft und einer starken Schulter zum Ausweinen. Gedichte können da manchmal etwas zu abstrakt sein.

  3. Trauerreden sollten vor allem dem Verstorbenen und den Anwesenden gerecht werden. Gedichte können jedoch oft zu persönlich sein und sich mehr auf den Verfasser als auf den Verstorbenen konzentrieren. Es ist nicht gerade der richtige Zeitpunkt, um eine poetische Egotrip-Show abzuziehen.

  4. Last but not least: Gedichte können ziemlich langatmig sein. Wenn man schon unter Tränen erstickt und versucht, seine Emotionen zu kontrollieren, möchte man nicht auch noch das Gefühl haben, dass diese Rede niemals enden wird. Also lasst uns lieber auf den Punkt kommen und die Tränen trocknen, bevor die Blasen der Langeweile platzen.

Hey, die KI spricht mir aus dem Herzen und besser hätte ich es auch nicht schreiben können. Gut, „unter Tränen erstickt“ ist vielleicht ein wenig dick aufgetragen, das sind meine Trauernden selten, aber „poetische Egotrip-Show“ finde ich richtig klasse. Hab ich mich bis jetzt nur noch nicht getraut öffentlich zu sagen.

Aber genau so empfinde ich das Hineinquetschen von Gedichten in eine Rede, wenn es nicht explizit von den Trauernden gewünscht wird. Klar, manchmal gehört ein bestimmtes Gedicht zu einem Verstorbenen oder seiner Familie, es hatte für diese Menschen eine Bedeutung. Aber wie oft kommt das vor? Bei mir vielleicht einmal im Jahr, eher weniger…

Oder wie ein Bestatter kürzlich sagte „Wenn ich noch einmal „Der Tod ist nichts“ von Henry Scott Holland höre, dann fange ich an zu schreien!!!“

Die einzigen, die sich über dieses immer und immer wieder zitierte Machwerk des Engländers freuen würden, das wären seine Erben. Und zwar über Tantiemen bei der Verwendung. Die aber nicht anfallen, weil der gute Henry schon seit mehr als 100 Jahren tot ist und da ist meines Wissens nach nix mehr mit Tantiemen.

„Ja, was denn dann statt Gedicht als Einstieg?“ höre ich manchmal von meinen Trauerreden-„Azubis“ oder auch den bereits erfahrenen Trauerrednern, die sich an mich wenden, weil sie interessanter schreiben möchten. Eine Frage, die mich immer immer wieder überrascht.

Statt eines Gedichts einfach das Leben des Verstorbenen Menschen „verwenden“. Wie er war, was er gern gemacht hat, was ihm schwer fiel, worüber er glücklich war, worüber er traurig war. Ein Querschnitt durch sein Leben. Wertvolle Erinnerungen aufleben lassen, damit sie bei den Angehörigen für immer im Kopfkino gespeichert werden. Da ist gar kein Platz für ein Gedicht. 

Einfach mal ausprobieren, es lohnt sich. Und bei mir hat sich noch nie, nie, nie ein Trauerfeiergast beschwert und gesagt „Aber da war kein Henry Scott Holland (wahlweise gehen auch jede Menge andere Dichter) dabei, wie schade“. Ich höre immer nur „oh, das war schön, die Christel / der Helmut war noch einmal richtig bei uns“. Genau das will ich erreichen. 

Daher lasse ich Gedichte dort, wo sie hingehören. In Lyrikkreisen, in private Lesevergnügen oder wohin auch immer. Aber in Traurreden haben sie für mich nichts verloren. 

Nur in meiner eigenen Trauerrede, die hoffentlich noch weit entfernt ist, wird es ein Gedicht geben. Ein wunderbares, von einem der ganz großen der Wortkunst.

„Ich muss die Nase meiner Ollen an jeder Grenze neu verzollen“. (Loriot)

Weihnachten? Weihnachten!

Das durchnittliche kalendarische Jahr hat 365 Tage. 365 Tage, an denen man seine Familie besuchen kann. Wenn man will. 

Doch an drei Tagen kommt es scheinbar nicht darauf an, was man will. An den Tagen 358, 359 und 360. An Weihnachten. An diesen drei Tagen hat man sich besonders lieb zu haben, da ist man besinnlich, berührt, besonders verbunden. Punkt.

Und weil so etwas auf kalendarischen Befehl hin ganz einfach ist können sich die Scheidungsanwälte nach den Feiertagen vor Mandanten kaum retten. Aber auch in vielen Familien ist die verordnete Harmonie so groß, dass nach dem Fest erstmal eine Weile Funkstille herrscht – oder gefrustete Erschöpfung. 

In meiner Familie war das immer schon anders. Wenn meine Großmutter zum Weihnachtsfest einlud, in das kleine Nest im tiefsten Niedersachsen, dann kam die Familie – oder eben nicht. Immerhin mussten alle aus ganz Deutschland anreisen. Die, die kamen, waren glücklich. Und die, die nicht kamen, auch. Das waren mal die und mal die. Und Oma bekochte die, die zugesagt hatten. Auch glücklich. 

Aber wie tief die Angst sitzen kann, an Weihnachten mit der Abwesenheit zu verletzen, das erlebte ich vor langer Zeit mit meiner Mutter. Die es ja hätte besser wissen müssen… 

Damals, vor rund 30 Jahren, im November,meine Kinder waren noch klein… Es war schon lange abgemacht, dass meine Mutter über die Feiertage und Neujahr zu uns zu kommen wird. Enkelkinder beschenken, Familie wiedersehen – immerhin wohnten wir rund 900 Kilometer voneinander entfernt.

Das Telefon klingelte, meine Mutter rief an. Und druckste herum… „Äh, ich hab doch gesagt, dass ich an Weihnachten zu Euch komme… „ 

„Ja, hast Du.“ 

„Ich – äh – meine Freundin Christa hat eine Reise nach Tunesien gebucht, über Weihnachten und Neujahr… 

„Schön!“ 

„Ich könnte da mitfahren“. 

„Das ist doch toll!“. 

„Aber ich hatte doch gesagt, dass ich Weihnachten bei Euch sein werde…“

Ich musste mir ein Lachen verkneifen.

„Mama!!“ 

„Ja?!“ 

„Fahr nach Tunesien!“ 

„Im Ernst?“ 

„Im Ernst!“ 

„Seid ihr dann nicht sauer?“ 

„Wieso denn sauer?“ 

„Mama!! Meinst Du echt, wir wollen hier eine Oma sitzen haben, die körperlich anwesend, in Gedanken aber mit ihrer besten Freundin an der Poolbar sitzt und Cocktails schlürft?! Du kannst das ganze Jahr kommen, wann immer Du willst! Aber bitte komm nur, wenn Du auch wirklich möchtest.“ 

Meine Mutter war selig, wir bekamen eine schöne Postkarte mit Palmen am Strand und einer untergehenden Sonne und wußten – es passte für alle. Wir hatten nämlich auch ohne die Oma ein schönes Weihachten. 

Ebenfalls in Erinnerung blieb mir ein Spezl, der uns augenrollend erzählte „An Heiligabend sind wir noch allein, das ist richtig schön. Aber am ersten Feiertag sind wir bei Monis Eltern und am Zweiten Feiertag fahren wir schon ganz früh nach Frankfurt, fünf Stunden, damit wir zum Mittagessen bei meinen Eltern sind. Was für ein Stress! Alle Jahre wieder! Zum Kotzen!“

Muss das sein? 

Muss es auch sein, sich jedes Jahr mit Geschenken zu überhäufen? Haben wir nicht eigentlich schon alles? Nein, haben wir nicht. Eins fehlt uns immer und genau deshalb sollten wir es verschenken: Zeit. Denn es kann so schnell zu Ende sein. 

Wie wäre es mit einer Einladung für einen Spieleabend, Termin frei wählbar. Oder ein Essen im Lieblingsrestaurant des Beschenkten. Okay, das kostet auch Geld. Aber es ist ja kein Gutschein, den der Beschenkte alleine einlöst, sondern wir gehen zusammen dorthin. Genießen gutes Essen, gute Gespräche, gut miteinander verbrachte Zeit.

Oder als Oma oder Opa selber vorgelesene und auf CD gebrannte Gute-Nacht-Geschichten für die Enkel? Die klingt dann vielleicht nicht professionell. Aber Oma oder Opas Stimme sind später mal ein wichtiges Sprach-Andenken an einen lieben Menschen im Leben der Enkel. 

Oder eine selbst zusammengestellte CD mit den Lieblings-Songs des Beschenkten. Denn dafür muss man das ganze Jahr genau hinhören oder in Gesprächen mal „hintenherum“ nachfragen, was ihm oder ihr gefällt. Dafür braucht es Zeit und Aufmerksamkeit. Etwas, was in unseren hektischen Leben oft viel zu kurz kommt.

Ich wünsche Euch allen friedliche, entspannte Weihnachtstage. Mit den Leuten, mit denen Ihr Zeit verbringen wollt. Und die auch mit Euch sein wollen. Ansonsten kann man an Weihnachten und an allen anderen Tagen auch das gute alte Telefon benutzen, wenn man sich hören will. Oder einen Brief schreiben. Einen echten, aus Papier, mit Umschlag und Marke. Feiert Euer Weihnachten wie Ihr es wollt. Ohne später sagen zu müssen „Was für ein Stress! Alle Jahre wieder! Zum Kotzen!“

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Pfoten weg!

Neulich vor der Trauerfeier… Ich betrete die Trauerhalle und freue mich schon darauf, wie die Deko rund um die Urne wohl aussehen wird. Alle Bestatter, mit denen ich zusammenarbeite, geben sich sehr viel Mühe und es ist immer schön zu sehen, wie kreativ sie sind.

Ich bewundere also mal wieder ganz ehrlich das ganze Arrangement, da sagt der Bestatter „Es freut uns immer, wie Du unsere Arbeit lobst. Wir hatten eine Trauerrednerin, die sah das ganz anders…“

„Wie, fand die Eure Deko denn nicht schön?!“ Ich machte große Augen…

„Kann man so sagen. Die dekorierte um…“

„What?! Die dekorierte um? Das ist ein Scherz!“ Ich zwinkerte dem Kollegen zu, denn ich war sicher, er wollte mich auf den Arm nehmen..

Er verdreht die Augen. „Schön wär’s. Nein, die dekorierte tatsächlich um, weil es ihr nicht gefiel, was wir gemacht haben“.

Ich bin selten sprachlos – aber da war ich es. Was um alles in der Welt reitet eine Rednerin – oder auch einen Redner, an der Deko herumzufingern? Die Blumengestecke neu zu arrangieren oder eine andere Farbe des Überwurfs z.B. der Urnenstele vom Bestatter zu verlangen?

RednerInnen sind für die Rede zuständig, nicht für die Deko. Punkt. Schuster bleib bei Deinen Leisten! Was würde die Rednerin oder der Redner denn sagen, wenn auf einmal der Bestatter kommt, die Redemappe öffnet, anfängt zu lesen und dann Änderungen am Text vornimmt, weil er ihm nicht gefällt?! Von mir würde der eins auf die Finger kriegen. Aber mit Schmackes!

Brauch ich mir aber keine Gedanken drum zu machen, denn das würden die Bestatter-Kollegen nie tun. Und ich würde nie, nie, niemals an der Deko herummachen. Selbst wenn ich sie – was noch nie vorkam – potthässlich fände…

Halt, doch, hab ich doch mal getan! Als ich sah, dass eine Kerze tatsächlich etwas zu nahe am Stoff stand und ich nicht wollte, dass die Urnenfeier zu einer zweiten Einäscherung wird… Hab ich aber ganz dezent gemacht und nur aus Sicherheitsgründen… Wahrscheinlich war der Stoff eh feuerfest, aber auf eine echte „Feuerprobe“ wollte ich es auch nicht ankommen lassen…

Das Schicksal der Rednerin, die da im wahrsten Sinn des Wortes massiv übergriffig wurde, war nebenbei bemerkt sehr schnell besiegelt. Das Dazwischenfunken an der Deko hat sie genau zweimal gemacht, danach war sie von der Rednerliste des Bestatters gestrichen… Und womit? Mit Recht!

Es ist ja – eigentlich – auch ganz einfach: Wir RednerInnen schreiben Reden, die kreativen Menschen vom Bestatter machen die Deko in der Trauerhalle. Klare Sache. Kann doch nicht so schwer sein. Ich freu mich jedenfalls auch weiterhin auf die nächste Deko und werde nie aufhören mich zu wundern, wie manche Menschen sich karrieremäßig derart Finger verbrennen können…

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